Rein hypothetisch: Allen Erwachsenen wird das Wahlrecht entzogen, dafür dürfen alle Kinder im Alter von 3 bis 9 Jahren wählen. Wäre die Welt besser, schlechter, gerechter? Oder würde das Wahlrecht der Kinder die Kinder selbst verändern? Was würde mein Kind wählen? Idealistisch? Rational? Und die Essenz aus diesen Fragen: Kann ich davon etwas für mich ableiten?
Es steht uns kurz bevor, nein, wir sind mitten drin, im Superwahljahr 2017. Zwei Wahlbriefe habe ich bereits zum Briefkasten gebracht, und es wird nicht der letzte gewesen sein. Dabei ist mindestens eine dieser Wahlen für mich ein echtes Problem: Zwar bin ich in meiner politischen Meinung recht gefestigt, fühle mich aber auf Landesebene überhaupt nicht repräsentiert. Wählen ist Bürgerpflicht, und genaugenommen ist es die Pflicht eines Demokraten, sogar eine Partei zu wählen, die in den Landtag kommt, um bei der Sitzplatzvergabe den radikalen Kräften eben jene streitig zu machen.
Bei der Abwägung habe ich mich das erste Mal mit der Frage beschäftigt, welches Kreuz wohl am besten die Interessen unseres Sohns widerspiegelt. Das brachte mich unweigerlich zur Frage: Was würde mein Kind wählen?
Geprägt von Idealismus
Überzeugt bin ich, dass unsere Kinder sehr viel mehr von Idealismus geprägt sind als wir. Krieg ist immer schlecht, ohne Abwägung und ohne Einbeziehung als Ultimo Ratio. Auch eine Gerechtigkeits-Debatte würde anders geführt werden, deutlich sozialer. Umverteilung? Na klar. Die Frage, wer das bezahlen soll? Mama und Papa vermutlich. Wer hat denn sonst Geld?
Man mag es kindliche Naivität nennen, man kann es aber auch Idealismus nennen. Die Frage, was würde mein Kind wählen, könnte ich mit idealistischem Sozialstaat beantworten. Eine Partei hingegen, die Europa kaputt redet und ihre radikal-ausländerfeindliche Position immer offener vertritt, hätte nicht den Hauch einer Chance. Gut, das hat sie auch nicht bei mir. Dennoch bin ich weit weg von einem vertretbaren Idealbild, das in meinen Augen auch von keiner Partei angeboten wird. Und die Parteien, die am nächsten daran kommen, kann ich aus Rationalismus-Gründen nicht wählen.
Was würde mein Kind wählen?
Dennoch lohnt es sich, kurz inne zu halten und genau die Frage zu stellen: Was würde mein Kind wählen und vor allem, warum? Und sollte Politik nicht wieder von mehr Idealismus geprägt sein, um zu mehr Bewegung in einer rationalen Welt zu kommen? Der alte Spruch, “Kinder an die Macht”, ist vielleicht im Superwahljahr aktueller denn je, und sei es auch nur, indem Kinder es schaffen, ein wenig die Köpfe Ihrer Eltern gerade zu rücken. Bis zur ersten Hochrechnung gebe ich die Hoffnung nicht auf.
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