Sonnenuntergang an der Alster.

Herzlich Willkommen im neuen Leben als Vater

So, jetzt ist es also soweit. Genaugenommen ist es bereits seit zwei Jahren soweit, fast zumindest. Unser Sohn ist seit Anfang 2014 auf der Welt, und es ist das eingetreten, was alle prophezeit haben: Das Leben steht Kopf, und zwar gewaltig. Und vor allem ist nicht alles rosig. Ups, darf man das sagen? Oder muss ein Kind der Grund sein, dass einfach alles perfekt ist, weil sich jede Unwegsamkeit dem universellen Glück des Eltern-Seins unterordnet? Die Vermutung liegt zumindest nahe, wenn ich mich an die Unterhaltungen mit Eltern erinnere, als unser Eltern-Glück noch in der pränatalen Phase war. Es ist ein Stück weit Ernüchterung, die seitdem Einzug gehalten hat. Nicht, dass ich unseren Sohn nicht über alles liebe, im Gegenteil. Er könnte besser nicht sein, kein einziges Haar sollte anders liegen, kein Tag anders verlaufen sein. Es wäre nur schön, wenn mein gesamtes Umfeld auch nur im Ansatz so perfekt wäre. Denn das ist es beileibe nicht.

Zugegeben, meine Freundin und ich sind nicht den klassischen Weg der ersten zwei Jahre gegangen, nicht nach alter Gesellschaftsform, aber auch nicht nach neuer. Wir haben das praktiziert, was unzählige Male in noch unzähligeren Zeitschriften gepredigt wird: Wir haben uns die 14 Monate Elternzeit beinahe geteilt. Während sie die ersten acht Monate auf unseren Sohn aufgepasst hatte, habe ich versucht, meine Arbeit in Bahnen zu lenken, die mir die nächsten sechs Monate Fokus auf die Erziehung und Betreuung bescheren sollten. Vorneweg, geklappt hat das nicht.

In dieser Zeit und auch danach ist viel passiert, vieles, über das ich nur den Kopf schütteln kann und das Thema dieses Blogs sein soll. Ich habe Ausflüge in Rollenbilder unserer Gesellschaft gemacht, die ich bereits seit Jahren und Jahrzehnten für ausgestorben hielt. Ich habe positive Erfahrungen gemacht, Hilfe von Leuten erfahren, die ich nie und nimmer kinder- und väterfreundlich eingeschätzt hätte. Und immer noch stelle ich fest, dass unsere Welt weder für kleine Familien noch für ein neues Familienbild gemacht ist. Nein, wir sind erzkonservativ.

Das zu dokumentieren, Denkanstöße zu geben, das nehme ich mir seit über einem Jahr vor. Ich habe mir Themen, die mir unter den Nägeln brennen, notiert und versprochen, irgendwann einmal darüber zu schreiben. Dieses Irgendwann ist lange überfällig und wird nun umgesetzt. Einzig, dass ich mir so lange Zeit damit gelassen habe, ärgert mich ein wenig. Denn neben den Themen, die es in mein Notizbuch geschafft haben, sind auch viele Themen schon lange wieder aus meinem Kopf gestrichen.

Was hier nicht stattfinden wird, ist wildes Bashing einzelner Institutionen, auch wenn ich manchmal Ross und Reiter nennen werde. Und was auch nicht stattfinden wird, ist die Ausbreitung meines Familienlebens in die Öffentlichkeit. Das Recht auf Persönlichkeit und das Recht am eigenen Bild gilt auch für meinen Sohn, der sich spätestens mit der ersten Anmeldung bei Facebook und Co. selbst überlegen kann, ob und was er in die Öffentlichkeit tragen will. Und auch meine Freundin findet hier keine individualisierte Erwähnung.

Ich freue mich, wieder schreiben zu können und zu dürfen, sobald die Sonne untergegangen ist und ein wenig Ruhe im Haushalt eingekehrt ist, und ich freue mich, dass einige Notizzettel, meine ewige Themen-Todo-Liste, wieder ein wenig kleiner werden wird, zumindest von vorne gesehen. Denn ich habe die Ahnung, dass in diesem Blog die Themen so schnell nicht ausgehen werden.


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